60 Jahre Landeswohl­fahrtsverband in Hessen

Genau vor 60 Jahren, am 8. September 1953 trafen sich die Abgeordneten der LWV-Verbandsversammlung zur konstituierenden Sitzung.

Genau vor 60 Jahren, am 8. September 1953 trafen sich die Abgeordneten der LWV-Verbandsversammlung zur konstituierenden Sitzung.

Vorgänger des heutigen Landeswohlfahrtsverbandes Hessen waren die beiden, im Jahr 1867 gegründeten Bezirkskommunalverbände Kassel und Wiesbaden. In der Zeit des Nationalsozialismus blieben sie zwar formal bestehen, wurden aber ihrer demokratischen Verfassung beraubt: Die Kommunallandtage wurden genauso wie die Landesausschüsse aufgelöst. Die Leitung übernahmen NSDAP-Mitglieder. Die Verbände waren gleichgeschaltet.

Im Jahr 1953 trat der Landeswohlfahrtsverband Hessen mit der Übernahme der Einrichtungen, die an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt waren, ein schweres Erbe an. Die öffentliche Fürsorge musste neu aufgebaut werden, verloren gegangenes Vertrauen – neu erkämpft werden, die übernommenen Einrichtungen wie Krankenhäuser, psychiatrische Krankenhäuser und Heime mussten nach humanitären und sozialstaatlichen Prinzipien neu ausgerichtet werden.

Ferner musste der LWV sich mit den Vorgängen in seinen Jugendheimen in den in den ersten zwei Jahrzehnten nach der Gründung auseinandersetzen. Auf die dort bis dahin herrschenden Missstände hatte 1968 und 69 die außerparlamentarische Opposition die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht. Vor einiger Zeit, nach Jahren der Aufarbeitung hat der LWV hat den Auftrag vergeben, die Akten der ehemaligen Heimkinder auszuwerten und eine Wanderausstellung zur Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren beim LWV zu erarbeiten.

Eine wesentliche Zäsur im Aufgabenzuschnitt des Verbandes gab es 1993: Der LWV gab die „Hilfe zur Pflege“ für über 65-Jährige, die in einem Pflegeheim lebten, an die Sozialämter der Landkreise und kreisfreien Städte in Hessen ab. Zudem wurden in dem 1993 verabschiedeten Kinder- und Jugendhilfegesetz die Weichen dafür gestellt, dass die Jugendhilfe ab 1994 in die Zuständigkeit der Jugendämter der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte übergehen konnte.

Zum größten Aufgabengebiet des LWV ist mittlerweile die Unterstützung von Menschen mit Behinderung geworden. Zum ersten Mal seit der Zeit des Nationalsozialismus, in der kranke und behinderte Menschen gnadenlos getötet wurden, gibt es eine Generation älterer und alter behinderter Menschen. Auch die Lebenserwartung ist gestiegen. Zudem steigt die Zahl der Menschen mit seelischen Behinderungen weiterhin kontinuierlich an.

Bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderung hat es ein wesentlicher Wandel im Selbstverständnis des LWV vollzogen. Fürsorge lautete der Auftrag, als der Verband 1953 seine Arbeit aufnahm. Danach kam eine Phase, die die Integration der Menschen zum Ziel hatte, in der aber das Hilfesystem noch vorrangig einrichtungszentriert gesehen wurde. Heute will soziale Arbeit die Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention fördern. Das heißt, dass Menschen mit Behinderung so unterstützt werden, dass sie selbstverständlich mitten in der Gesellschaft leben können. Für die Eingliederungshilfe bedeutet das, dass die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden müssen, damit jeder Mensch sich an den gesellschaftlichen Prozessen beteiligen kann, die seinen Neigungen, Fähigkeiten und Entwicklungspotenzialen entsprechen.

Infolge der Strukturreformen im Gesundheitswesen wurde am 1. Januar 2008 LWV-Gesundheitsmanagement GmbH neu gegründet; diese GmbH übernahm die Verantwortung für mehr als 30 spezialisierte Kliniken. Der LWV Hessen stellte zwölf gemeinnützige Tochtergesellschaften unter das Dach einer Holding, der LWV Gesundheitsmanagement GmbH, die seit März 2009 den Namen Vitos GmbH trägt. Auch die Tochtergesellschaften mit ihren Betriebsstätten tragen seitdem den gemeinsamen Namen Vitos. Der LWV Hessen bleibt Alleingesellschafter der Vitos GmbH.

Die GmbH ist größter Anbieter im Bereich der ambulanten, teilstationären und vollstationären Behandlung psychisch kranker Menschen in Hessen. Mit den zwölf Tochtergesellschaften verfügt sie über psychiatrisch-psychotherapeutische Kliniken für Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie über Kliniken für forensische Psychiatrie. Zudem gehören zu der Holding zwei Fachkliniken für Neurologie bzw. Orthopädie. Darüber hinaus führt die Vitos GmbH weitere Einrichtungen für Menschen mit geistiger oder seelischer Behinderung, vielfältige Wohn- und Förderangebote und zwei Jugendhilfeeinrichtungen.

Quelle: lwv-hessen.de – „LWV-Jubiläum – 60 Jahre engagiert für Menschen in Hessen“

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